Jährlich werden mehr als 7 Millionen Gebrauchtwagen in Deutschland gekauft. Bei rund einem Drittel davon, also rund 2,3 Millionen Gebrauchtwagen, wird der Tacho manipuliert. Oftmals kriegt man davon nichts mit und zahlt mehr als man sollte. So entsteht jährlich ein Schaden in Millionenhöhe und das ist nicht der einzige Nachteil. Oftmals stehen Reparaturen schon früher an als gedacht und Verschleißteile müssen früher ausgetauscht werden, was weitere extra Kosten bedeutet. Daher gibt es den Gebrauchtwagencheck, den man in der Werkstatt, und mittlerweile schon zuhause, durchführen kann.
Also, was kostet ein Gebrauchtwagen Check? Ein Gebrauchtwagen Check beim TÜV, ADAC oder Dekra kostet zwischen 30 und 90€. Mittlerweile hat man aber auch schon die Option mit einer einfachen Handy App einen Gebrauchtwagen Check selbst durchzuführen und so Kosten einzusparen. Die Kosten für die App + den dazugehörigen Adapter belaufen sich auf rund 100€ (60€ für den Adapter und zwischen 20 und 80€ pro Jahr für die App). Allerdings kann man dann so viele Gebrauchtwagen Checks, wie man will durchführen.
Die App kann aber auch noch viele weitere nützliche Dinge, auf die wir später nochmal zu sprechen kommen. Bleibt also unbedingt bis zum Ende dran.
Darf ich überhaupt einen Gebrauchtwagen Check vor dem Kauf durchführen?
Ja, einen Gebrauchtwagencheck darf man sowohl als Verkäufer als auch potenzieller Käufer durchführen. Allerdings ist hier zu beachten, dass manche private Verkäufer nicht möchten, dass man einen Gebrauchtwagencheck durchführt. Wenn das der Fall ist, könnt ihr euch fast sicher sein, dass er etwas zu verbergen hat.
Ihr solltet auch unbedingt einen Gebrauchtwagencheck durchführen und euch keine Ausreden vom Verkäufer einreden lassen, da ihr so oftmals mehrere tausend Euro zu viel zahlt und obendrein auch noch früher für Verschleißteile zahlen müsst – insgesamt bekommt ihr also einen viel schlechteren Wagen als gedacht und das ist es nicht wert.
Was wird bei einem Gebrauchtwagen Check überprüft?
Bei einem Gebrauchtwagencheck werden viele einzelne Komponenten betrachtet. Wir haben sie für euch aufgelistet und gehen dann auf einige noch genauer ein:
- Fahrzeugalter und Laufleistung (Kilometerstand)
- Hier wird vor allem auch überprüft, ob der Kilometerstand in allen Steuergeräten gleich ist. Der Kilometerstand wird nämlich nicht nur angezeigt, sondern wird auch in den unterschiedlichsten Steuergeräten wie dem Klimaanlagen-Steuergerät gespeichert. Bei einer guten Tachomanipulation werden so gut wie alle Steuergeräte manipuliert. Bei nicht professionelle Manipulationen werden manche Steuergeräte vergessen, was es einfach macht, die Tachomanipulation festzustellen.
- Pflegezustand
- Wenn z.B. das Lenkrad schon sehr abgenutzt ist und der Wagen angeblich erst 60.000 Kilometer hat, kann das entweder auf schlechte Pflege hinweisen oder aber darauf, dass der Kilometerstand nicht richtig ist und bei einem viel höheren Wert liegt. Ähnliches gilt für die Sitze oder die Armlehnen.
- Allgemeiner technischer und optischer Zustand
- Nachlackierungen (anhand der Lackschichtdicke)
- Unfallfreiheit bzw. Vorschäden (Sichtprüfung ohne Demontagen!)
- Ihr solltet auch unbedingt einen Blick in das Serviceheft werfen. Im Normalfall sollten hier alle Werkstattbesuche festgehalten worden sein. Außerdem ist es auffällig, wenn die Schrift, die Farbe der Schrift und der Stempel bei allen Überprüfungen derselbe ist. Das kann gut und gerne mal darauf hinweisen, dass es gefälscht wurde oder der Verkäufer mit dem Mechaniker einen speziellen Deal hat.
- Untersuchung des Abgasverhaltens (UMA)
- Probefahrt
Wie kann man Tachomanipulation aufdecken?
Tachomanipulation bei einem Gebrauchtwagen aufzudecken ist schwerer als gedacht. Vor allem bei professionellen Tachomanipulationen ist es fast unmöglich, eine Tachomanipulation aufzudecken. Dazu müsst ihr wissen, dass der Kilometerstand nicht nur im Steuergerät für den tatsächlichen Kilometerstand gespeichert wird, sondern auch in Steuergeräten, die nicht direkt etwas mit dem Kilometerstand zu tun haben. So wird der Kilometerstand z.B. auch im Steuergerät für die Lichtmaschine, dem Zündschloss oder der Klimaanlage gespeichert. Eine professionelle Tachomanipulation ändert den Kilometerstand in jedem Steuergerät, weshalb es fast unmöglich ist, es aufzudecken.
Das bedeutet aber auch, dass man bei einer schlechten Tachomanipulation recht gute Chancen hat, sie aufzudecken und dem Betrüger auf die Schliche zu kommen. Allerdings braucht man hierfür das richtige Werkzeug oder muss den TÜV, ADAC oder Dekra aufsuchen. Die beiden Optionen haben wir euch nun nochmal im Detail zusammengeschrieben.
Gebrauchtwagen Check bei TÜV, ADAC oder Dekra
Wie eingangs erwähnt habt ihr die Möglichkeit, einen Gebrauchtwagencheck bei TÜV, ADAC oder Dekra durchzuführen. Hier kostet der Gebrauchtwagencheck zwischen 30 und 90€. Der Vorteil ist, dass ihr hier von professionellem Personal betreut werdet und euch auf die Expertise der Mechaniker verlassen könnt, da die es schon mehrere hundertmal durchgeführt haben.
Nachteil ist, dass ihr am besten bei jedem einzelnen Gebrauchtwagen, den ihr in Erwägung zieht, einen Gebrauchtwagencheck durchführen solltet, was schnell mal die Kosten in die Höhe schießen lässt.
Gebrauchtwagen Check mit einer App
Einen Gebrauchtwagencheck mit einer App, wie z.B. Carly, durchzuführen, ist weitaus billiger. Allerdings muss man sich hier etwas mehr einlesen und sich in die Materie einlesen. Aber auch hier bietet Carly eine Schritt-für-Schritt-Anleitung an.
Grundsätzlich ist das hantieren mit Carly sehr einfach und das Layout benutzerfreundlich. Den Adapter müsst ihr nur in eurem Auto bei der OBD2 Buchse anstecken. Diese befindet sich meist unter dem Lenkrad, kann jedoch von Automarke zu Automarke variieren.
Anschließend müsst ihr euer Handy nur noch mit dem Adapter verbinden. Da Carly jedoch BLE (Bluetooth Low Energy) verwendet, geschieht das automatisch, nachdem ihr Bluetooth bei eurem Smartphone aktiviert habt.
Danach öffnet ihr die App und könnt direkt loslegen. Hier findet ihr dann auch den Gebrauchtwagencheck. Aber auch Funktionen wie Codieren oder das Auslesen des Fehlerspeichers können nützlich sein. So könnt ihr mit der Codieren Funktion euer Auto nach eurem Belieben anpassen und z.B. die lästige Start Stopp Automatik ein für alle Mal abschalten.
Aber auch das Auslesen des Fehlerspeichers kann euch helfen, euer Auto besser zu verstehen. So könnt ihr schon frühzeitig feststellen, ob mit eurem Auto etwas nicht stimmt und so vermeiden, dass aus einem kleinen Problem ein großes und teures wird.
All eure Daten könnt ihr dann bei der Digital Garage hochladen und speichern und sogar per E-Mail an eure Werkstatt weiterleiten. So erspart ihr euch bei einem Werkstattbesuch auch die Kosten für das Auslesen des Fehlerspeichers, was euch gut und gerne mal 50€ kosten kann.
Die Kosten für die Carly App belaufen sich auf 59,90€ für den Adapter und zwischen 20 und 80€ für die App. Das Abonnement für die App ist jährlich zu zahlen und variiert im Preis aufgrund von Marken und Modellen. Wenn ihr also 3 Gebrauchtwagenchecks durchführt, lohnt es sich alle mal, da ihr sonst im Durchschnitt 60€ beim TÜV, ADAC oder Dekra hättet zahlen müssen.
Fazit
Ein Gebrauchtwagencheck macht auf jeden Fall Sinn, wenn man in Erwägung zieht, sich einen gebrauchten Wagen zu kaufen und hier auch mit gutem Gewissen zu einer Kaufentscheidung kommen möchte. Da die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass z.B. am Tacho gedreht wurde (in Deutschland werden rund 1 Drittel aller Gebrauchtwagen Opfer von Tachomanipulation) raten wir jedem einen Gebrauchtwagencheck durchzuführen, da nicht nur ein zu hoher Preis bezahlt wird, sondern auch die Kosten für zukünftige Reparaturen früher anfallen als gedacht und Verschleißteile eventuell nicht mehr im besten Zustand sind. Außerdem weiß man nie, was sich unter der Karosserie befindet und wie der Zustand des Wagens wirklich ist. Und auch sonst kann ein Gebrauchtwagencheck helfen, dunkle Geheimnisse des Wagens aufzudecken, die vielleicht für einen Laien nicht offensichtlich sind.
Grundsätzlich gibt es hier zwei Optionen: den Gebrauchtwagencheck beim TÜV, ADAC und Dekra oder aber den Gebrauchtwagencheck mit der Carly App.